Das Mikrobiom des Darmes

#

Der Darm mit seinen vielfältigen Bewohnern ist ein faszinierendes Forschungsgebiet, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Er spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung des Immunsystems, sondern hat daneben viele andere lebenswichtige Funktionen.

Als Mikrobiom bezeichnet man die Gesamtheit aller Mikroorganismen, einschließlich Bakterien, Pilze und Viren, die unseren Körper besiedeln und mit denen wir in enger Symbiose leben. Das Darmmikrobiom ist eine der größten Mikrobengemeinschaften in unserem Körper mit vielen lebenswichtigen Funktionen.

Um die 100 Billionen Bakterien leben in und auf uns, alleine der Darm beherbergt etwa 40 Billionen Bakterien von über 1000 verschiedenen Arten, was mehr als der zehnfachen Anzahl unserer eigenen Körperzellen entspricht. Das Gesamtgewicht der unseren Darm bevölkernden Bakterien wiegt 1-2kg!

Der Aufbau des Mikrobioms

Im Bauch der Mutter ist der Darm eines Kindes zunächst steril. Erst beim Geburtsvorgang wird das Mikrobiom angelegt durch den Kontakt mit den vaginalen und analen Bakterien der Mutter. Es muss ein wenig schmutzig zu und her gehen, damit das Baby ausreichend Bakterienkontakt hat. Bei einem Kaiserschnitt bleibt dieser Kontakt aus, was sich nachteilig auf das Mikrobioms des Kindes auswirken kann. Eine erfahrene Hebamme gleicht dies aus, in dem sie auch bei einem Kaiserschnitt das Kind grosszügig mit den Körpersekreten der Mutter einreibt.

Der zweite Schritt zum Aufbau des Mikrobioms ist das Stillen, bei dem das Kind wertvolle Bifidibakterien aufnimmt und darüber hinaus mit vielen Substanzen versorgt wird, die die Immunabwehr steigern. 

Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle

Die restlichen Bakterien werden nach und nach im Kontakt mit der Umwelt aufgebaut, wobei die Ernährung eine entscheidende Rolle dabei spielt. Je vielfältiger und natürlicher unsere Ernährung ist, desto vielfältiger wird auch unser Darmmikrobiom sein. 

AdobeStock_315295619-2.jpeg

Ein wichtiger Nahrungsbestandteil sind unverdauliche Ballaststoffe, weil einige Bakterienarten daraus durch deren Fermentation Butyrat produzieren. Butyrat ist eine kurzkettige Fettsäure, die als Energiequelle für die Darmzellen dient und das Wachstum gesunder Darmbakterien fördert. Deshalb werden diese Ballaststoffe auch Präbiotika genannt, die „Vorstufe des Lebens“, weil sie den nützlichen Bakterien (Probiotika) zur Nahrung dienen. Darüber hinaus hat Butyrat entzündungshemmende Eigenschaften und hält den pH-Wert des Darmes stabil.

Andere wichtige Funktionen der Darmbakterien

Andere Bakterienarten im Darm produzieren den "Mukus", so nennt man den Schleim, der ein Teil der vierfachen Schutzbarriere des Darmes ist. Dieser Schleim enthält viele Antikörper und ist entscheidend für die erste Abwehr von schädlichen Substanzen und Bakterien. Gleichzeitig fördert sie die Aufnahme von Nährstoffen. Eine gestörte Schleimschicht kann zu Entzündungen und anderen Darmerkrankungen führen.

Bestimmte  Darmbakterien sind in der Lage, bestimmte Vitamine herzustellen, darunter Vitamin K und einige B-Vitamine. Diese Vitamine sind wichtig für verschiedene Körperfunktionen wie Blutgerinnung und Energiestoffwechsel.

Die Darmbakterien spielen auch eine wichtige Rolle bei der Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung. Sie produzieren Enzyme, die dabei helfen, komplexe Nährstoffe in eine Form umzuwandeln, die vom Körper aufgenommen werden kann.

Die Darmbakterien beeinflussen auch den Stoffwechsel im Körper, zum Beispiel den Energiestoffwechsel und die Regulation des Blutzuckerspiegels. Bestimmte Bakterien können Kohlenhydrate besser aufspalten und für den Körper verfügbar machen. Wer viele dieser Bakterien hat, wird demnach mehr Kohlenhydrate aufnehmen und ist eher gefährdet, Gewicht zuzulegen. Eine wichtige Information für Personen mit Stoffwechselerkrankungen wie metabolisches Syndrom oder Diabetes.

Eine gesunde Darmflora spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Produktion und Regulierung von Hormonen und Neurotransmittern.  Damit wird auch die Bedeutung des Darmes für die psychische Gesundheit immer mehr erkannt. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Störungen in der Darm-Hirn-Achse, die die Kommunikation zwischen dem Darm und dem Gehirn beeinträchtigen, mit verschiedenen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Reizdarmsyndrom und Autismus in Verbindung gebracht werden können.

Es ist nachvollziehbar, dass eine nicht gut entwickelte Darmflora mit verminderter Diversität der Bakterienarten oder eine ungünstige Bakterienverteilung (Dysbiose) viele gesundheitliche Probleme nach sich ziehen kann, darunter auch ein sogenannter "Leaky-Gut" - einer gestörten Durchlässigkeit der Darmwand, die Entzündungen und andere Beschwerden verursachen kann.

Antibiotika, verschiedene Schmerzmittel aber auch Magenschoner dezimieren die Darmflora und begünstigen eine Dysbiose. Aber auch Stress, Alkohol, eine unausgewogene Ernährung können dazu Dysbiose beitragen.

Um die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die übermäßige Vermehrung von schädlichen Keimen zu kontrollieren, können Probiotika und eine gesunde Ernährung hilfreich sein. Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die die Darmflora positiv beeinflussen können. Auch wenn auf diesem Gebiet noch viel geforscht werden muss, so weiss man schon genug, um eine wissenschaftliche Analyse des Mikrobioms zu erstellen und  ein individualisiertes, evidenzbasiertes Behandlungsprotokoll aufzustellen.

Gerne sind wir Ihnen im Gesundheitscoaching dabei behilflich, eine Bestandsaufnahme Ihres Mikrobioms mittels einer Stuhlanalyse beim spezialisierten Labor Biovis durchzuführen und mit Ihnen ein individualisiertes und evidenzbasiertes Behandlungsprotokoll zu erarbeiten. Im Artikel die 5R des Darmaufbaus finden Sie mehr über den Aufbau des Darmes nach den Gesichtspunkten der funktionellen Medizin.

- Broschüre Mikrobiom 2.0 (Biovis)

- Broschüre Evidenzbasierte Mikrobiom-Therapien (Biovis)