Ist Sitzen gefährlich?

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Von unserem Design her gesehen sind wir Menschen zum Laufen geboren. Von Anbeginn seiner Zeit bis zur Industrialisierung ist der Homo sapiens gelaufen, im Schnitt mindestens 15 – 20 km/Tag. 

Für unsere Vorfahren war das Laufen überlebensnotwendig.

Einerseits mussten sie sich auf Nahrungssuche begeben beim Sammeln oder auf der Jagd, um nicht zu verhungern. Andererseits mussten sie sich vor den Feinden oder den gefährlichen Tieren in Sicherheit bringen. 

In der westlichen Welt ist Bewegung, um zu überleben nicht mehr nötig. Glücklicherweise gibt es keine gefährlichen Tiere oder Feinde, vor denen wir flüchten müssten. Wir müssen uns nicht mehr bewegen, um Essen zu besorgen, sondern können mit dem Auto zum Supermarkt fahren. Die Arbeitswelt ist zunehmend computerisiert und mit dem Trend Home Office muss man zum arbeiten nicht mal mehr das Haus verlassen.

Für die Kinder in der Schule sieht es nicht besser aus. Stillsitzen und ruhig arbeiten ist angesagt, um den Unterricht nicht zu stören. Es fehlt an körperlichen Aktivitäten. Vor allem dann, wenn zusätzlich noch der Schulsport ausfällt. Alles in allem können so schnell mal 15 Stunden Sitzzeit am Tag zusammen kommen.

Was genau ist das Problem beim Sitzen?

  • Die Körperzusammensetzung verändert sich: Muskulatur und die Knochen bauen ab, damit nimmt auch die Zahl der Mitochondrien ab
  • Der Fettanteil des Körpers nimmt zu, insbesondere das Visceralfett, welches Auslöser von Entzündung im Körper ist
  • Die Durchblutung verringert sich und die Blutfettwerte leiden darunter. Das steigert das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen beträchtlich.
  • Der Insulin- und Zuckerstoffwechsel wird beeinträchtigt. Das steigert das Risiko für ein metabolisches Syndrom und die Entwicklung eines Typ 2 Diabetes
  • Das Risiko für Krebserkranungen (Darm-, Lungen- und Gebärmutterhalskrebs) nimmt zu.

 

In einer australischen Studie von 2012 mit über 220 000 Erwachsenen wurde herausgefunden, dass Menschen, die länger als elf Stunden am Tag sitzen ein 40 % höheres Risiko haben, früher zu sterben.

Ausserdem konnte eine Meta Analyse der Universität Regensburg aus dem Jahr 2014 aufzeigen, dass Menschen, die viel sitzen häufiger an Darmkrebs, Lungenkrebs und Gebärmutterkrebs erkranken.

Das Sitzen beeinflusst auch das Gehirn. Eine Studie der University of California stellt fest, dass langes Sitzen mit veränderten, dünneren Hirnstrukturen (im Temporallappen, eine wichtige Region für das Gedächtnis) zusammenhängen kann. Und somit kognitive Leistungen negativ beeinflusst. 

Zurück in die Zukunft

Und jetzt? Heisst das zurück in die Steinzeit? Oder den Job wechseln? Nein, die Lösung ist relativ einfach: Bauen Sie sich Bewegungspausen ein. Auf eine halbe Stunde sitzen sollten drei Minuten mit Bewegung folgen.

  • Stellen Sie beispielsweise ihren Drucker weiter weg, so dass Sie aufstehen müssen.
  • Stehen Sie zum Telefonieren auf, machen Sie Kniebeugen, Liegestütze, oder laufen Sie einfach umher. 
  • Sind Sie im Homeoffice, dann können Sie Ihre Arbeit mit kleinen Hausarbeiten unterbrechen.
  • Nehmen Sie wenn immer möglich die Treppe statt den Fahrstuhl
  • Gehen Sie zu Fuss oder mit dem Velo einkaufen

Bewegung fördert auch das Lernen

In einer Studie der University of Michigan wurden in Schulen mit 7 – 11 jährigen Kinder zweiminütige "sitting breaks" eingeführt. Die Kinder haben am Tag im Schnitt 150 Kalorien mehr verbraucht. Die Lehrer befürchteten, dass die Schüler nach der aktiven Pause nicht zur Ruhe kommen und unkonzentriert sind. Aber das Gegenteil trat ein. 99 % der Lehrer gaben ein besseres Lernverhalten an.